Die Kunst der perfekten Fuge: rissfreie Anschlussfugen im Trockenbau 

Wände aus Trockenbauplatten haben sind schnell aufgebaut, doch an den Übergängen der Platten, Kanten und zur Decke hin entstehen unweigerlich tiefe Fugen. Diese müssen vor dem Streichen mit Fugenmasse aufgefüllt werden. Das Verfugen erfüllt weit mehr als nur optische Zwecke. Auch aus bautechnischen Eigenschaften müssen die Fugen beim Trockenbau sorgfältig gezogen und dauerhaft rissfrei sein. Der Schlüssel zum Erfolg sind genaue Kenntnisse über die Zusammenhänge von Belastung, Verformung und Rissbildung sowie geeignete Lösungen in Planung und Ausführung. In diesem Beitrag erfahren Sie alles, was Sie für das Spachteln der Trockenbau-Fugen wissen müssen. 

Ein Bauarbeiter spachtelt und verfugt den Trockenbau

Trockenbau verfugen – große Flächen, Ecken und Kanten spachteln 

An den Fugen ist zu erkennen, ob im Trockenbau gute Arbeit geleistet wurde. Ganz gleich, welche Trockenbauplatten und welche Unterkonstruktion verwendet wurde: Die Anschlussfugen müssen gut aussehen und dürfen keine Risse bekommen. Auf die Gesamtkonstruktion wirken Spannungen und Baubewegungen. Die Fugen müssen so gestaltet werden, dass sie diese selbst auf lange Sicht aushalten können. Reißen Fugen zwischen Massivbau- und Trockenbauteilen, liegt das nur äußerst selten an der verwendeten Plattenart oder dem Konstruktionssystem. Die häufigste Ursache für Risse ist eine falsche Anschluss- oder Fugengestaltung. 

Warum sind sorgfältige Fugen im Trockenbau so wichtig? 

Professionelle Handwerker und Architekten wissen, dass perfekte Anschlussfugen eine größere Herausforderung darstellen als das Schneiden und Montieren der Trockenbauplatten. Besonders für Heimwerker ist das Verfugen daher eine anspruchsvolle Arbeit. Unterschätzen Sie nicht, dass bei Trockenbau-Fugen neben gestalterischen Aspekten auch Brandschutz, Luftdichtigkeit, Flexibilität, Feuchtigkeitsschutz und andere bautechnische Anforderungen berücksichtigt werden müssen. 

Auf die Fugen wirken unterschiedlichste Kräfte. Die ideale Fuge ist daher perfekt auf das erwartete Verhalten und die technischen Anforderungen der Bauteile abgestimmt. Zu den gängigsten Ursachen für Bauteilbewegungen gehören: 

  • Bewegungen und Verschiebungen der tragenden Teile, 
  • Wechselwirkungen zwischen tragenden und nicht-tragenden Teilen, 
  • Feuchtigkeit und 
  • Temperaturschwankungen. 

Anschlüsse & Fugen im Trockenbau richtig planen 

Aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen und Anforderungen an die Fugen ist es wichtig, die Anschlüsse richtig zu planen und auf die jeweiligen Anforderungen anzupassen. So erfordern starre Anschlüsse andere Konstruktionen als flexible Dehnungsfugen. Um den Materialbedarf, den Zeitaufwand und die Kosten optimal zu planen, sollten Sie daher auch frühzeitig festlegen, wie die Fugen ausgeführt werden. 

Starre Anschlussfuge 

Die am schnellsten zu realisierende, aber auch am wenigstens flexible und bewegliche Anschlussart ist die starre Fuge. Ein starrer Anschluss ist immer dann möglich, wenn Trockenbaukonstruktionen miteinander verbunden werden sollen. Dann muss aber deren Unterkonstruktion, zum Beispiel das Ständerwerk oder Metallprofile, auch fest miteinander verbunden sein. Klebefugen sind besonders geeignet zum starren Verbinden von Gipsfaserplatten. 

Starre Anschlussfuge mit Trennstreifen 

Muss die Anschlussfuge geringfügigen Verformungen standhalten und kleinere Bewegungen abfangen, wie zwischen einer Massivdecke und einer Trockenbauwand, ist eine starre Anschlussfuge mit Trennstreifen eine gute Wahl. Hier kleben Sie zuerst einen Trennsteifen auf das anzuschließende Bauteil. Anschließend spachteln Sie daran an. Trennsteifen sorgen für ein wenig Bewegungsspielraum, doch vollkommen luftdicht ist diese Anschlussart nicht. Bei Überstrapazierung ist ein Riss nicht unwahrscheinlich. 

Dehnbare Anschlussfugen mit plastischen Dichtstoffen 

Acryl und Silikon zählen zu den beliebtesten Dichtstoffen und werden für dehnbare Fugen oft verwendet. Doch wird der Dichtstoff häufig überschätzt. Acryl ist nur für Fugen geeignet, die in ihrer Breite selbst an der schmalsten Stelle nur um höchstens 10 bis 15 Prozent variieren. Wird zusätzlich ein Trennstreifen eingelegt, erhöht das die Stabilität ein wenig. 

Gleitender Anschluss 

Beträgt die erwartete Verformung der Bauteile mehr als 2 cm, wie beispielsweise bei weitgespannten oder durchhängenden Decken, die auf die darunterliegenden Trockenbauwände drücken und die nicht-tragenden Elemente belasten, sind gleitende Anschlüsse empfehlenswert. Bei dieser Anschlussart wird die zweilagig beplankte Wand an einen Befestigungskern aus Metallprofil, Holz oder verklebten Plattenstreifen geklemmt. 

Schattenfuge & offene Anschlussfuge 

Schattenfugen und offene Anschlussfugen sind aus ästhetischen Gründen besonders attraktiv. Eventuelle Haarrisse werden nicht sichtbar, weil sie in der offenen Fuge verdeckt sind. Unterschieden wird dabei zwischen Schattenfugen für eine einfache und für eine doppelte Beplankung: 

  • Bei einfach beplankten Trockenbauwänden wird ein wandbreiter und ein etwas schmalerer Plattenstreifen auf der Unterkonstruktion und dem anzuschließenden Bauteil befestigt. Dazwischen kommt Spachtelmasse, die beim Zusammenbauen fest in die Fuge gedrückt wird.  
  • Bei der doppelten Beplankung lassen Sie die oberste Lage um die Breite der Fuge zurückstehen. Zudem sollte ein Trennstreifen eingelegt werden, um die Fuge dehnbarer zu machen. 

Die richtige Spachtelmasse für Trockenbau-Fugen 

Die Spachtelmasse soll eine einwandfreie Oberfläche, statische Belastbarkeit und gute Verarbeitung bieten. Aufgrund der zahlreichen technischen Anforderungen an die Spachtelmasse gibt es eine große Menge unterschiedlicher Produkte. Für jedes Projekt gilt es daher, genau abzuwägen, welche Spachtelmasse am besten geeignet ist. Je nachdem, wie Ihre Fugen zu spachteln sind, können auch zwei ergänzende Spachtelmassen sinnvoll sein. Einige Hersteller bieten eine Masse für den ersten Arbeitsgang und eine weitere für das Finish an. Wichtig ist, dass die Trocknungszeit eingehalten wird und die Spachtelmasse zwischen den beiden Arbeitsschritten genügend Zeit hat, vollständig zu trocknen. 

Wände spachteln: Schritt für Schritt zu perfekten Trockenbau-Fugen 

Sollen Fugen auf großen Flächen gespachtelt werden, ist es wichtiger, die Fugen vollständig zu verfüllen. Weniger wichtig ist in diesem Fall die sorgfältige Ausführung beim ersten Spachtelgang – dafür ist der zweite Spachtelgang gedacht. Anders sieht das ganze bei Ecken und Kanten aus. Hier ist Feinarbeit gefragt. Was Sie bei den einzelnen Schritten des Verfugens beachten müssen und wie Sie am besten vorgehen, erfahren Sie im Folgenden. 

Spachteln von großen Flächen 

Zunächst widmen Sie sich der Fläche Ihrer Trockenbauwand und den dort befindlichen Fugen zwischen den einzelnen Platten. Behandeln Sie dazu die Kanten mit einem Tiefengrund vor, um der Fugenmasse eine ausreichende Haftungsfläche zu bieten. Rühren Sie nun die Spachtelmasse an. Mit dem Glätter oder der Kelle ziehen Sie die Spachtelmasse großzügig über die Fugen. Halten Sie das Werkzeug dabei leicht diagonal zu den Fugen, damit es beim Abziehen nicht in diese hineinrutscht. Stoßen Sie beim Verfugen auf Schrauben, die nicht ganz versenkt sind, drehen Sie diese vorsichtig nach, ohne sie komplett durch den Kartonmantel zu drehen.  

Nach der Trocknungszeit des ersten Spachtelgangs schleifen Sie die gespachtelte Fläche ab. Anschließend folgt der zweite Spachtelgang. Hier ist Sorgfalt und Feinarbeit gefragt, um ein optisch schönes Ergebnis zu erlangen. 

Feinarbeit: Ecken & Kanten spachteln 

Sind die größeren Flächen der Trockenbauwand verspachtelt, folgt die Feinarbeit. Besonders Ecken, Kanten und Übergänge benötigten viel Aufmerksamkeit. Kleben Sie vor dem Verspachteln zunächst ein sogenanntes Fugenband auf den Putz der angrenzenden Wand, um direkten Kontakt der Spachtelmasse mit dem Mauerwerk zu verhindern. Der Klebestreifen wird über die gesamte Höhe der Wand geklebt. Die Spachtelmasse arbeiten Sie anschließend in die Fuge bis an den Trennstreifen ein. Auch dieser Spachtelgang muss wieder trocknen. Nach der Trocknungszeit folgt der Zwischenschliff und anschließend der zweite Spachtelgang. Sind die Fugen fertig verspachtelt und getrocknet, wird der herausschauende Teil des Fugenbandes mit einem Cutter sauber abgeschnitten. 

Ecken benötigen zur Verfugung eine weitere Vorbereitung. An den Außenecken der Trockenbauwand befestigen Sie eine dünne Eckschutzleiste aus Metall. Diese bildet eine saubere, gerade Kante und verhindert ein Abbrechen der getrockneten Spachtelmasse. In der Regel wird die Eckschutzleiste mit einigen Tackerklammern befestigt. Sie muss möglichst festsitzen. Auch an der Ecke erfolgt zunächst der erste, grobe Spachtelgang, die Trocknung und der anschließende Zwischenschliff. Anschließend wird auch hier sorgfältig und fein gespachtelt. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass die Fuge zwischen der beplankten Wand und dem Estrich unbedingt offengelassen wird. 

 

Beachten Sie die Hinweise zum Verfugen von Trockenbaufugen und führen alle Schritte korrekt und sorgfältig aus, sollten keine Probleme mit den gespachtelten Wänden auftreten. Sie benötigen die richtigen Materialien für Ihre Trockenbauwand und die Fugen? In Ihrem Henrich Baustoffzentrum finden Sie neben hochwertigen Baustoffen, Materialien und Werkzeugen auch unsere Fachberater, die Ihnen vor Ort gerne unterstützend zur Seite stehen. So wird Ihr Projekt Trockenbau zum Erfolg.